Die Spätnachmittagssonne bescheint den Bambus, die Quellen glucksen vor Entzücken, der Wind in den Kiefern tönt in unserem Teekessel wider. Lasst uns vom Vergänglichen träumen und bei der wundersamen Torheit der Dinge verweilen.
– Kakuzo Okakura, japanischer Philosoph, 1862-1913
Religiöse und philosophische Hintergründe des Teegenusses
In Japan sagt man von einem Menschen der tiefere Einsicht in die inneren Zusammenhänge der Welt erlangt hat, er habe „Tee in sich“. Widerstandskraft, Ausgeglichenheit und Gelassenheit gelten nicht nur dort als Eigenschaften, denen der regelmäßige Genuss von Tee zuträglich sein kann. So wundert es nicht, dass Tee in den buddhistischen und daoistischen Traditionen Chinas und Japans seit je her eine wichtige Rolle gespielt hat. Zen-Buddhistische Mönche verwendeten ihn, um bei der Meditation nicht die Konzentrationskraft zu verlieren. Eine Legende erzählt sogar, dass sich Buddahs Schüler Bodhidharma aus Angst bei der Meditation einzuschlafen die Augenlider abschnitt und sie dann auf den Boden gleiten ließ woraufhin die Teepflanze mit ihren Augenlid-förmigen Blättern aus dem Boden wuchs.
In China galt der Tee schon lange vor der Verbreitung des Buddhismus im 7. Jahrhundert n. Chr. als das Lebensmittel das am besten einer schlichten und guten Lebensführung entsprach. Die Wurzeln dieser Annahme liegen im Daoismus, Chinas ältester ureigenster Glaubenslehre. Diese philosophisch-religiöse Richtung hatte immer die Harmonie zwischen Mensch, Universum und Natur betont. Wer seinen Körper und Geist mit Meditation und Tai Ji trainierte konnte ihrem Glauben nach sogar Unsterblichkeit erlangen. In China glaubte man, der Mensch beziehe seine Lebenskraft aus der stetigen Zirkulation der Lebensenergie „Qi“, die in einem gesunden Menschen gleichmäßig durch die „Meridiane“ (Lebensbahnen) fliesst.
Der Tee hatte hier folgerichtig seinen Platz, da er positive medizinische und spirituelle Wirkungen in sich vereinte. So konnte er bei innerer Einkehr und Meditation helfen und ebenso den Qi-Fluss in den Meridianen stimulieren. Er galt und gilt bis heute als ein stärkender Einfluss auf Körper und Geist.
Auch als sich der Buddhismus von Indien kommend im 7. Jahrhundert in China ausbreitete verlor der Tee nicht an Bedeutung. Im Gegenteil, denn auch im Buddhismus ist die Meditation der Mittelpunkt des spirituellen Lebens. Das Grundelement der daoistischen und buddhistischen Praxis ist die Meditation, das Sich-Versenken in die Stille jenseits der Gedanken. Eines der Ziele ist dabei, sich als Mensch nicht mehr als ein von der Natur getrenntes Wesen wahrzunehmen sondern zu einem Zustand der Einheit mit der Umwelt zu gelangen. Als Essenz aus Sonnen-und Mondlicht , Bodenbeschaffenheit und Klimabedingungen gab der Tee den Daoisten und Buddhisten die Möglichkeit sich der Einheit mit der Natur und schlussendlich auch der Einheit mit dem Kosmos anzunähern. Denn wie sagte Zhuangzi, der berühmte daoistische Weise? "Nur Dinge, die mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur im Einklang stehen sind wahrhaftig gut und schön." Im Chan-Buddhimus (jap. Zen) hieß das auch, dass die Handgriffe der Teezubereitung und sein Genuss als bewusste Handlungen vorgenommen werden sollten. Man versuchte dabei die hektischen Gedanken die wie „Affen von Ast zu Ast springen“ außer Acht zu lassen und sich allein auf die Zubereitung und den Geschmack des Tees zu konzentrieren. Bei diesem Erlebnis sollte das Ego verschwinden und sich der Fokus der Aufmerksamkeit langsam und stetig auf höhere jenseitigere Sphären richten. Hierin haben die „strengen“ Handgriffe des japanischen Teezeremoniells ihren Ausgang.
China und Japan haben gleichermaßen rituelle Zeremonien um den Tee entwickelt und er hat als Teil ihrer kulturellen Identität natürlich einen ganz anderen Stellenwert als im Westen.
Da ihr der strenge Zen-buddhistische Hintergrund fehlt ist die chinesische Teezeremonie im Gegensatz zur japanischen weniger liturgisch und weniger regel-stringent. Durch die fehlende Strenge hat sie sich bis heute in mehrere Richtungen weiterentwickelt und ist dadurch auch in der Bevölkerung stärker verwurzelt und weiter verbreitet. Dennoch entbehrt auch sie nicht einem geregelten Ablauf und vollendeter Handgriffe. So bedeutet der Name der bekanntesten Zeremonie, „gongfu“ (nach alter Umschrift: Kung Fu) nichts anderes als „durch harte Arbeit zur Perfektion zu gelangen“.
Das in den Taishan-Bergen gelegene buddhistische Lingyang-Kloster erlaubte einer Überlieferung zufolge zuerst seinen auf Askese eingeschworenen Mönchen das Trinken von Tee. Dies soll der Beginn des klösterlichen Teeanbaus gewesen sein. Der Eigenbedarf wuchs und viele Einrichtungen waren zu abgeschnitten von der Außenwelt um den Tee dauerhaft auf Märkten beziehen zu können. So kam es, dass die Klöster nach und nach in den idealen Hochlagen ihre eigenen Teeplantagen anlegten. Es entstanden Sorten bester Qualität die bald landesweite Berühmtheit erlangten und von Kaisern favorisiert wurden.
Sie saßen und tranken am Teetisch und sprachen von Liebe viel. Die Herren, die waren ästhetisch, die Damen von zartem Gefühl.
– Heinrich Heine (1797 – 1856)
Lu Yu und das Chajing
Das erste wirklich umfassende Buch über den Tee, das „Chajing“ erschien in China während der Tang-Dynastie (ca. 618-907 n.Chr.). Sein Autor war Lu Yu, der als Waise in einem buddhistischen Kloster aufgewachsen war und heute in China als „Gott des Tees“ verehrt wird.
Sein „Chajing“ war nicht bloß eine Gebrauchsanweisung zur Zubereitung eines Getränkes sondern vielmehr eine philosophisch-wissenschaftliche Abhandlung über den Tee in all seinen Facetten. Es beschreibt die Teezubereitung von der Trocknung der Teeblätter bis zur Wasser-und Keramikwahl als künstlerisch-kreativen Prozess. Sein Stil ist dabei durchsetzt von bildreichen Beschreibungen. So unterscheidet Lu Yu die für den Tee geeigneten Wassertemperaturen wie folgt: Sind die aufsteigenden Blasen im kochenden Wasser so groß wie die Augen eines kleinen Fisches oder die einer Krabbe, dann ist das Wasser geeignet für den Grünen Tee. (Dies entspricht einer Temperatur zwischen 70 und 80 Grad und gilt auch heute als die geeignete Temperatur für milden grünen Tee). Sind die Bläschen groß wie Perlen, so Lu Yu, ist das Wasser perfekt für die Zubereitung von nur leicht anfermentiertem grünem Oolong. Wenn das Wasser im Kessel überzuschwappen droht und die Blasen die Größe der Longgan-Frucht erreichen ist das Wasser bereit für schwarzen Tee oder Pu Erh. Die naturverbundenen Vergleiche sind nicht zufällig gewählt. Für Lu Yu bündelte der Tee in daoistischem und buddhistischen Sinne die Essenz der Natur, die beim Teetrinken erfahrbar gemacht werden könne. Auch begreife man in der Zubereitung die Vereinigung der Gegensätze: Lu Yu erklärte dies zum Beispiel daran, dass man ohne Feuer kein Wasser kochen könne, auch bräuchte man den Wind um das Feuer auflodern zu lassen. Um die Vereinigung von Wind, Feuer und Wasser zu versinnbildlichen, verzierte Lu Yu einen von ihm entwickelten Teeofen mit einem Drachen, einem Phönix und einem Fisch.
Der Tee wurde bei Lu Yu zum Ausgangspunkt einer ästhetischen ganzheitlichen Lebensweise, für die es guter Tugenden und eines edlen Geistes bedurfte. Im Teegenuss sah er die konfuzianischen Ideen über eine vernünftige Lebensführung, das buddhistische Streben nach Erleuchtung und die daoistische Zusammenführung von Mensch und Natur vereinigt. Sein „Chajing“ bildet das Fundament auf dem die chinesische Teekultur gedeihen konnte.
Gott, ich danke Dir für den Tee! Was wäre die Welt ohne Tee! Wie hätte sie bestehen können? Nein, sie könnte es nicht, ich kann es auch nicht. Dem Himmel sei Dank, daß ich erst geboren wurde, als man schon mit dem Teetrinken angefangen hatte.
– Sydney Smith (1771-1845), britischer Schriftsteller und Pfarrer
Teedichtung
Übrigens hat auch einmal ein Kaiser ein Buch über den Tee geschrieben, nämlich Kaiser Huizong (1082-1135) während der Song-Zeit. In seinem „Abriss über den Tee“ schrieb er ganz in Lu Yus Tradition: „Die Natur des Tees ist der Schönheit der Keramik sowie dem Geist der Berge und Flüsse geschuldet. Der Tee vertreibt einen stumpfen Geist und klärt die Gedanken so dass der Körper und der Geist in Harmonie zueinander treten können. Der Tee schafft einen leichten, schwer fassbaren Zustand in dem innere Einkehr und Schönheit kultiviert werden können. Ein Zustand, der von Menschen die in weltliche Dingen allzu verstrickt sind nur schwer erreicht wird.“
Überhaupt wurde der Tee in China geradezu „besungen“. Besonders in der glänzenden Tang-Dynastie war der Tee bei vielen Dichtern ein beliebtes Sujet und ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer ästhetisierten Lebenswelt. So ließ der berühmte Gelehrte Fan Zhongyan einen kleinen Teepavillon in der Nahe seiner Lieblingsquelle erbauen. Dort wurde dann der Tee umgeben von Tieren und Bäumen, dichtend und musikspielend genossen. Von dem Dichter Su Shi wiederum wird erzählt dass er allein im Mondschein Wasser aus dem Fluss schöpfte und beim Läuten der Klosterglocken seinen Tee im Freien kochte. Nur auf diese Weise, so meinte er, könnte man den im Tee enthaltenen "natürlichen Rhythmus" erfühlen.
Diesem Rhythmus spürten viele Dichter in ihrer Poesie nach. Das meistzitierte chinesische Tee-Gedicht stammt sicher von Li Tong (618-907). Es ist Teil eines längeren Textes mit dem Titel „Dankschreiben an den Zensor Meng für eine Sendung frisch gepflückten Tees“:
Die erste Schale benetzt meine trockenen Lippen, meine trockene Kehle.
Die zweite zerbröckelt die Mauern meiner traurigen Einsamkeit.
Die dritte spürt den Flüssen meiner Seele nach und entdeckt darin die Geschichten tausender Schriftrollen.
Mit der vierten verdampft all der Kummer und entweicht mir aus den Poren.
Die fünfte entspannt mir Muskeln und meine schweren Knochen werden leicht.
In der sechsten Schale sehe ich den Pfad der Ahnen die unsterblich sind.
Die Siebte! Oh ich werde sie nicht trinken, flöge ich doch mit ihrem frischen Wind unter den Flügeln Dorthin, zum Land der Unsterblichkeit.
Tut Dir was weh, trink 'ne Tasse Tee. Bleiben die Schmerzen, dann kommt es vom Herzen. Und Du wirst nur gesund, mit 'nem lachenden Mund.
– Achim Schmidtmann
Der Teeduft schmeichelt den Sinnen auf gefälligste Weise und erfüllt die Seele mit Heiterkeit, und nur ein holländischer Käsehändler, der für nichts enthusiasmisiert ist, als für den Geruch seines Edamer und seiner Heringsschwänze, kann ohne Begeisterung diese Teeluft genießen.
– Baron Eugen van Vaerst
Das Teehaus
In Japan vereinigt sich im Teehaus Philosophie und Kunst und seine Bedeutung in der japanischen Kultur ist kaum zu überschätzen. Man könnte das Teehaus in diesem Zusammenhang vielleicht mit einer gotischen Kirche vergleichen: Malerei, Keramik, Skulptur (Ikebana) und Ritualgegenstände haben darin alle einen Platz und formen ein über die Summe der einzelnen Teile hinausgehendes Gesamtkunstwerk. Aber natürlich könnten die philosophisch-religiösen Grundannahmen beider Welten nicht unterschiedlicher sein: Die gotische Kirche strebt groß und pompös in den göttlichen Himmel während der Teeraum bescheiden und zurückhaltend in die „göttliche“ Natur eingebettet ist. Im Teehaus liegt die Schönheit im Detail und in der Zurückhaltung, hier will der Mensch der Stille lauschen und nicht beim Klang von Engelsposaunen in Erfurcht erstarren. Da wir heute definitiv in einer lauten und schnelllebigen Zeit leben, passt der Tee als ein Ausgleich eigentlich besser denn je in unseren Alltag. Er kann unseren Blick auf das wesentliche konzentrieren, ihn auf die Schönheit des Moments richten, nämlich dann wenn sein Geschmack sich im Mund ausbreitet und sein Duft uns in die Nase steigt. In der wiederkehrenden Routine bestimmter Handgriffe und dem bewussten Genuss könnte man die Teezubereitung dabei auch als eines der letzten Rituale unserer Gesellschaft betrachten.
Doch gibt es noch eine andere Seite des Teehauses die in China ebenfalls seit vielen Jahrhunderten existiert: Das Teehaus als Stätte der Begegnung und des Austauschs. Solche Teehäuser kamen in der Tang-Zeit auf und erlebten ihre volle Blüte während der Song-Periode. Dort traf man sich in künstlerisch gestaltetem Ambiente, diskutierte, erzählte sich Geschichten oder traf private und wirtschaftliche Entscheidungen. Auch heute werden Geschäftsabschlüsse in China gerne in Teehäusern besiegelt. Ähnlich wie in Europas Kafeehäusern trafen sich hier aber auch Literaten und Künstler, arbeiteten zusammen oder allein an ihren Werken und ließen sich dabei immer wieder Tee nachschenken. In dieser Funktion war das chinesische Teehaus mehr Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens als ein Rückzugsort wie in Japan. Die Wichtigkeit dieser Teehäuser lässt sich übrigens gut in dem 1957 erschienenen Buch „Das Teehaus“ des Schriftstellers Lao She nachvollziehen. In ihm beschreibt der Autor die radikalen gesellschaftlichen Veränderungen Chinas zu Beginn des 20. Jahrhunderts anhand der Veränderung eines Teehauses in Beijing.
Tee-Keramik
Seit der Song-Zeit richtete sich das Augenmerk der Gelehrten und Künstler mehr und mehr auf die Teeutensilien und das Teegeschirr. Die Farbe und Verarbeitung der Schalen und Kannen wurde zu einem wichtigen Faktor beim Teegenuss. Bestimmte Porzellan-und Keramikmanufakturen wurden so berühmt dass ihnen das Privileg zuteilwurde, exklusives Teegeschirr für den Kaiserhof brennen zu dürfen. Inwiefern die Farbe der Keramik die Farbe des Tees vervollkommnen könne, war eine viel diskutierte Frage, wobei der persönliche Geschmack des Kaisers meistens den Geschmack des Volkes diktierte: Mal bevorzugte ein Kaiser grünliches Steingut, mal weißes Porzellan. Mal war sogar tiefschwarze Keramik in Mode, da auf schwarzem Grund der weißgeschlagene Schaum des Matcha-Pulvers am besten zur Geltung kam. Das in Europa bekannte blau verzierte Porzellan stellt nur einen kleinen Teil der Vielfalt chinesischer Teekeramik dar. Im 17. Jahrhundert galt es dennoch als die Verkörperung chinesischer Lebensart und Porzellan-Manufakturen wie jene berühmte in Meißen versuchte das Geschirr nachzuahmen. Viele Originale, die damals als kaiserliche Geschenke ihren Weg nach Europa fanden wurden so sorgsam behandelt, dass sie bis heute erhalten geblieben sind. Nicht nur in China gelten diese Stücke als große Kunst und noch heute stehen die zum Teil sehr schlichten Schalen in den berühmtesten Sammlungen und erzielen auf dem Kunstmarkt unglaubliche Preise.
Gerade bei den berühmten aus rotem Ton gefertigten Yixing-Kannen kommt es aber nicht drauf an dass die Stücke makellos rein, neu oder teuer sind. Die Kanne soll einen eigenen Charakter haben und der Liebhaber sucht beim Kauf nach einer inneren Verbindung zum Kunstgegenstand, gerade so als investiere er viel Geld in ein Gemälde. Auch wird er sie nach dem Kauf nicht sofort gebrauchen, sondern für mindestens drei Monate mit ein- und derselben Teesorte befüllen um sie mit deren Aroma zu „beseelen“. Erst dann hat sie einen eigenen Charakter gewonnen und kann in der Teezeremonie verwendet werden.
Der Gewöhnlichkeit gehört die Welt. Es tangiert mich aber nicht, solang ich ein Bett und ein Glas Tee habe.
– Theodor Fontane (1819-1898)
Ob ich morgen leben werde, weiß ich freilich nicht. Aber dass ich, wenn ich morgen lebe, Tee trinken werde, weiß ich gewiss.
– Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Teegenuss außerhalb Asiens
Die Kunst der Teezubereitung ist in China und Japan über Jahrhunderte überliefert worden, aber auch andere Kulturpflanzen haben ihre rituellen Zeremonien unabhängig voneinander bewahrt. So bedarf es für die traditionelle Zubereitung südamerikanischer Mate ebenfalls eigener künstlerisch gestalteter Werkzeuge und ritualisierter Handgriffe. Es haben sich also zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten der Welt menschliche Kulturleistungen entwickelt, deren Ausgangspunkt die Zubereitung meist koffeinhaltiger Pflanzen war. Dabei eint alle Prozeduren ein Moment bewusster Ruhe und nüchterner (also nicht rauschhafter) Zusammenkunft. Interessant ist dabei auch, dass viele Nationen den Tee in ihre Kultur assimiliert und an ihre Gebräuche und Gewohnheiten angepasst haben. Dabei wurde diese aus der Fremde importierte Ware immer wieder um landestypische Zutaten erweitert. Beispiele hierfür sind der tibetische Tee, der mit dem typischen Erzeugnis eines Hirtenvolkes, nämlich Butter, verfeinert wird. Oder die Maghrebinische Teekultur in den Ländern des Maghreb und Im Nordwesten Afrikas wo grüner (Gunpowder-)Tee mit Zucker gekocht und mit frischer Minze angereichert wird. Dass die Gebräuche dabei sogar auf einen kleinen Landstrich begrenzt sein können beweist das Ostfriesische Teezeremoniell mit seinen Stövchen, Sahnewölkchen und dem knackenden Kandis.
Tee ist besser als Wein, denn man trinkt ihn ohne Rausch.
– Tschung Mung (560 n. Chr.)
Man trinkt den Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen.
– T'ien Yiheng, chinesischer Gelehrter
Das Wasser
Der Kreis schließt sich wenn man bedenkt dass das Geheimnis guten Tees nichts anderes als das Wasser ist mit dem er gebrüht wird. Das Wasser bestimmt seinen Charakter, und ist wie der Mensch (der ja auch zu einem Großteil aus Wasser besteht) in den unterschiedlichsten Temperamenten vorzufinden. In China wurde der Tee deshalb immer mit der Herkunft des Wassers und bestimmter Quellen zusammen gedacht; der beste Tee sollte nur mit dem besten fließenden Quellwasser gebrüht werden, und für manche Sorten galt gar die Empfehlung sie ausschließlich mit geschmolzenem Schneewasser zuzubereiten. Auch Tau galt als geeignetes Wasser, was dazu führte dass am chinesischen Kaiserhof schüsselhaltende Statuen als „Tausammler“ aufgestellt wurden.
Tee zarte Knospen duftende Blätter
Gefährte der Poeten Heißgeliebter der Einsiedler
Geschirr aus milchweißer Jade Serviette aus rotem Sarsenett
tief bernsteinfarbenes Gebräu
Befreiung von pedantischem Formalismus
vertreibt den berauschenden Dunst des Weines
des Abends passt er gut zu schimmerndem Mondschein,
in der Morgendämmerung zum karmesinroten Wolkenhimmel
überbrückt die Kluft zwischen uns und den Generationen von einst
– Yüan Wei-Chih (chin. Dichter in der Tang-Dynastie)
Quellen:
Wang Ling: Die Chinesische Teekultur. Beijing, 2002.
Adrian, Temming, Vollers: Das Teebuch. Geschichte und Geschichten. Anbau, Herstellung und Rezepte. München, 1983.
Guo Danying, Wang Jianrong: Old Tea Service Classic. Beijing, 2007.
Kakuzo Okakura: Das Buch vom Tee. Wiesbaden, 1952.
Hier gibt es weitere Informationen rund um Tee.